Der Sachverständigenrat Gesundheit & Pflege hat 2024 sein jüngstes Gutachten „Fachkräfte im Gesundheitswesen – Nachhaltiger Einsatz einer knappen Ressource“ veröffentlicht. In der lediglich stetigen Erhöhung der Beschäftigtenzahlen sehen die Mitglieder des Sachverständigenrats keine Lösung mehr, vielmehr fordern sie ein Paket unterschiedlicher Strukturmaßnahmen, um die Fachkräftesituation bestmöglich zu entlasten.
Aber nicht nur die übergreifenden Strukturen im Gesundheitswesen sind reformbedürftig, oft gibt es auch einrichtungsintern Verbesserungsbedarf. Viel zu oft bleiben Ideen und Maßnahmen jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Ein möglicher Grund dafür ist, dass die Betroffenen selbst nur selten gefragt und gehört werden und über ihre Köpfe hinweg entschieden wird. Eine wirkliche Veränderung und Erneuerung des Systems ist jedoch nur durch die aktive Beteiligung der Pflegefachpersonen zu erreichen.
„Gestalten statt verwalten“ müsste die Devise lauten. Um die Pflege erfolgreich weiterentwickeln zu können und veraltete Strukturen aufzubrechen, müssen die Pflegefachpersonen als Expert:innen in eigener Sache aktiv beteiligt werden. Dieses Prinzip nennt man Mitarbeiterpartizipation.
Wir haben dazu ein Interview mit Simone Manger geführt. Sie ist Krankenschwester, Dipl. Sozialpädagogin und Sozialarbeiterin, Sozialwissenschaftlerin M.A. und Moderatorin für Partizipationsprozesse.
Frau Manger, was genau ist mit dem Begriff Mitarbeiterpartizipation gemeint?
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Organisationen
möchten nicht nur Vorgaben anderer erfüllen, sondern bei Themen, die sie
unmittelbar betreffen, mitentscheiden. Mitarbeiterpartizipation
ermöglicht genau dies. Sie schafft einen Raum, in dem Ideen und
Vorstellungen eingebracht und umgesetzt werden können.
Was bringt Mitarbeiterpartizipation für den Arbeitsalltag und das Team?
Mitarbeiterpartizipation hat nicht nur viele
positive Effekte für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst,
sondern auch für die gesamte Organisation. Ein Krankenhaus, in dem die
Fachkräfte mitreden und mitentscheiden dürfen, ist nachweislich
erfolgreicher. Diese sind motivierter, arbeiten effektiver und
identifizieren sich stärker mit ihrer Arbeit. Dadurch verbessert sich
auch die Teamarbeit, denn Mitarbeiterpartizipation wird mit dem gesamten
Team umgesetzt.
Wie können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Krankenhaus besser mitmachen?
Personalknappheit und immer mehr Aufgaben, die
erledigt werden müssen, führen zu einer erhöhten Arbeitsbelastung von
Pflegefachpersonen. Die Selbstorganisation hilft Pflegeteams, ihre
Arbeitsstruktur den Gegebenheiten auf der Station anzupassen, um die zu
erledigenden Aufgaben optimal bewältigen zu können. Daher bitte ich alle
Klinik- und Pflegedienstleitungen, mehr Mut zur
Mitarbeiterpartizipation zu zeigen.
Vielen Dank!
Wenn ihr mehr darüber erfahren möchtet und Chancen ausloten wollt, das Prinzip in eurem Bereich umzusetzen, dann haben wir die passende Veranstaltung: Der DBfK Südwest bietet am 27. März die Online-Fortbildungsveranstaltung „Mehr Selbstorganisation durch Mitarbeiterpartizipation erzielen“ mit Simone Manger an. Alle Infos und Anmeldung