DBfK aktuell - Februar 2025

„Einarbeitung kann schon mit kleinen Maßnahmen verbessert werden“

Porträts Gissel/Klink
Porträts Gissel/Klink

Rebecca Gissel und Björn Klink arbeiten in einer orthopädischen Klinik in der Nähe von Ludwigsburg und wirken dort an einem neuen Einarbeitungskonzept mit.

Wir haben mit ihnen über verschiedene Möglichkeiten gesprochen, wie Auszubildende oder neue Kolleg:innen aus dem In- und Ausland gut in der Praxis ankommen. Björn Klink ist außerdem Co-Sprecher der Lenkungsgruppe Junge Pflege im DBfK.

DBfK aktuell: Björn, ihr habt in der Lenkungsgruppe im letzten Jahr eine Umfrage zur Situation der Praxisanleitung initiiert, die Defizite aufgezeigt hat. In eurer Klinik bringt ihr gerade ein Einarbeitungskonzept auf den Weg. Wie kam es dazu?

Björn Klink: Als ich nach meiner generalistischen Ausbildung neu in die Klinik kam, habe ich das Thema Einarbeitung bei unserer Bereichsleitung angesprochen, da ich noch Verbesserungspotenzial sah. Unsere Klinik ist die erste in Baden-Württemberg, die mit dem Zertifikat „Pflegeattraktiv“ ausgezeichnet wurde. Ein zentraler Bestandteil dieses Prozesses ist die Entwicklung eines umfassenden Einarbeitungskonzepts sowie eines Integrationskonzepts für internationale Kolleg:innen. Mein Thema hat sich daher ideal in den Zertifizierungsprozess eingefügt, sodass ich aktiv daran mitwirken konnte.

Was gehört bislang zu eurem Konzept?

Rebecca Gissel: Wir setzen seit etwa Mitte des Jahres 2024 bereits verschiedene Maßnahmen um. Ich gebe beispielsweise Workshops zu bestimmten Praxisthemen, die bei uns im Haus relevant sind. Diese Angebote richten sich sowohl an neue und internationale Kolleg:innen als auch an die Auszubildenden und das Stammpersonal. Die Workshops vermitteln Wissen, das für die Spezialisierung nötig ist, und sie sind eine gute Möglichkeit zum Austausch und gegenseitigem Kennenlernen. Ich selbst studiere gerade Pflegewissenschaften, wir haben einige Advanced Practice Nurses mit Masterabschluss und viele Studierende im Haus – mit den Workshops können wir die Theorie gleich in die Praxis bringen.

Björn Klink: Neue Kolleg:innen werden strukturiert eingearbeitet. In den ersten zwei Wochen begleiten sie ihre Mentor:innen, in den Wochen zwei bis vier werden sie von ihrer:ihrem Mentor:in begleitet, arbeiten aber selbständig, und in den Wochen vier bis sechs werden sie im Dienstplan mit der:dem Mentor:in geplant, so dass diese immer ansprechbar sind. Wenn dabei auffällt, dass einzelne Tätigkeiten noch ausgebaut werden müssen, ist das mit den Praxisanleiter:innen möglich.

Wie ist die Praxisanleitung bei euch aufgestellt?

Rebecca Gissel: Ich bin eine von drei zentralen Praxisanleiter:innen, die für die Anleitung freigestellt sind. Außerdem haben wir fünf freigestellte Praxisanleiter:innen für internationale Kolleg:innen, die in der Anerkennungsphase sind, und bauen gerade noch die Zahl der Praxisanleitenden auf den Stationen aus. Neben der Praxisanleitung auf Station nutzen wir ein leerstehendes Zimmer auf einer unserer Stationen, um bestimmte Tätigkeiten an einer Puppe zu üben.

Ist das eine Art Skills Lab?

Björn Klink: Wir haben an unserer Klinik kein eigenes Skills Lab, da die Einrichtung sehr teuer ist. Die Pflegeschule, an der unsere Auszubildenden unterrichtet werden, und unsere Klinikgruppe sind mit Skills Labs ausgestattet. Das Lab unseres Trägers ist eines der modernsten in Deutschland und wir können auch dort Praxis-Workshops durchführen. Weil das aber immer mit Anfahrtswegen und organisatorischem Aufwand verbunden ist, haben wir zusätzlich unser Übungszimmer eingerichtet. So können wir jederzeit Workshops anbieten oder Tätigkeiten in Ruhe üben.

Rebecca Gissel: Für die Einarbeitung standardisieren wir auch das „Skills Set“, also bestimmte Pflegetechniken, die in unserem Haus beherrscht werden sollen. Es kann sich um prä- und postoperative Pflegemaßnahmen bei den in unserer Klinik spezifischen Operationsverfahren, Lagerungstechniken oder die Nutzung von Hilfsmitteln handeln. Wir arbeiten dabei interprofessionell mit den Ärzt:innen und Therapeut:innen zusammen, was sehr gut funktioniert.

Wie kommen die Angebote bei den Mitarbeitenden an?

Rebecca Gissel: Die Workshops werden sehr gut angenommen und wir bekommen sehr viel positives Feedback von den neuen und internationalen Kolleg:innen wie auch von unseren Auszubildenden und dem Stammpersonal zum Schulungsprogramm.

Björn Klink: Auch die Auszubildenden sind mit der Praxisanleitung bei uns sehr zufrieden – das hören wir auch aus der Pflegeschule.

Habt ihr Tipps für unsere Leser:innen, wie man die Einarbeitung und Praxisanleitung verbessern kann?

Björn Klink: Die Einarbeitung kann schon mit kleinen Maßnahmen verbessert werden. Zum Beispiel kann man schauen, ob es auf Station einen Einarbeitungsordner gibt, ob er aktuell ist und ihn vor allen Dingen auch nutzen.

Rebecca Gissel: Am wichtigsten ist, dass man sich bewusst macht, dass alle neuen Kolleg:innen eine Einarbeitung benötigen. Dabei muss man schauen, wer welchen Bedarf hat und einfach fragen: „Was brauchst du?“

Ein leerstehendes Patient:innenzimmer dient als Übungsraum für Workshops, Schulungen und Praxisanleitungen. (Foto: Gissel/Klink)
Ein leerstehendes Patient:innenzimmer dient als Übungsraum für Workshops, Schulungen und Praxisanleitungen. (Foto: Gissel/Klink)

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