Mit der Idee einer Pflege-Informatik-Initiative (PII) will der Deutsche Pflegerat (DPR) die digitale Gleichstellung der Pflege im Gesundheitswesen neu anregen. Das jetzt veröffentlichte Positionspapier der Fachkommission Digitalisierung fordert einen eigenen Datenraum für die Pflege – als Grundlage für Evidenz, Qualität und politische Gestaltungskraft.
In der Fachkommission Digitalisierung ist unter anderem auch der DBfK vertreten. Ziel des Vorschlags ist es, die berufliche Pflege in der digitalen Transformation des Gesundheitswesens gleichwertig zu verankern und pflegerische Daten systematisch nutzbar zu machen.
Der DPR schlägt vor, dass pflegerische Routinedaten künftig strukturiert, interoperabel und sektorenübergreifend erfasst werden – nach internationalen Standards wie FHIR, HL7 und SNOMED/ICNP. Kernstück der Anregung ist die Entwicklung eines Kerndatensatzes Pflege (KDP) sowie der Aufbau eigener Pflege-Datenintegrationszentren, die Forschung, Versorgung und Qualitätspolitik miteinander verknüpfen sollen.
„Pflege ist kein nachgeordnetes Assistenzhandeln, sondern ein eigenständiges Versorgungsfeld mit eigenen Informationsbedarfen“, heißt es im Papier. Nur wenn Pflegehandlungen, Ergebnisse und Qualitätsindikatoren sichtbar und vergleichbar werden, könne Pflegepolitik evidenzbasiert gestaltet werden.
Die vorgeschlagene PII ist als zehnjähriges Verbundprogramm gedacht, das Forschungseinrichtungen, Pflegepraxis, Hochschulen und Industrie eng verzahnt. Der DPR regt dazu ein Bundesförderprogramm „Pflege-Informatik 2030“ im Umfang von mindestens 300 Millionen Euro an. Parallel dazu sollen Studiengänge, Professuren und Promotionsprogramme in Pflegeinformatik aufgebaut werden, um die wissenschaftliche und technische Kompetenz in diesem Zukunftsfeld zu sichern.
Das Papier betont, dass die PII keine Konkurrenz zur Medizininformatik-Initiative darstellt, sondern deren notwendige Ergänzung ist. Nur durch die Integration pflegespezifischer Daten in nationale und europäische Systeme – etwa im Rahmen des European Health Data Space (EHDS) – könne Deutschland international Anschluss halten und die Pflegeforschung auf Augenhöhe bringen.
Auch ethische und Governance-Fragen spielen eine zentrale Rolle: Datenzugänge sollen nach klaren Datenschutz- und Treuhandmodellen geregelt werden, föderierte Analyseverfahren und gesicherte Rechenzentren gewährleisten Datensicherheit.
Die Fachkommission Digitalisierung im DPR – mit Fachleuten aus Praxis, Forschung und Berufsverbänden wie dem DBfK – versteht die vorgeschlagene Initiative als gesellschaftlichen Auftrag. Sie soll nicht nur die Digitalisierung der Pflege beschleunigen, sondern vor allem die Sichtbarkeit, Steuerbarkeit und Qualität der größten Berufsgruppe im Gesundheitswesen stärken.
Das Positionspapier endet mit einem klaren
Appell an Politik und Forschung: „Ohne pflegerische Daten bleibt das
Gesundheitswesen blind für einen seiner wichtigsten Bereiche. Der Vorschlag
einer Pflege-Informatik-Initiative ist kein technisches Projekt, sondern ein
Schritt zu mehr Gerechtigkeit, Transparenz und Wirksamkeit in der Versorgung.“