Bürgerpreis Hamburg: Was es für eine gute pflegerische Versorgung jetzt braucht!

11.01.2023

Gestern Abend nahm der DBfK Nordwest den Hamburger Bürgerpreis der CDU stellvertretend für die Leistung der fast 40.000 beruflich Pflegenden der Hansestadt während der Pandemie entgegen. Weil die Freude über die Auszeichnung nicht die politischen Versäumnisse der Vergangenheit heilt, nutzte der DBfK Nordwest die Gelegenheit, konkrete Forderungen zur Verbesserung der Situation von Pflegefachpersonen zu formulieren.

„Einen Mangel an Pflegefachpersonen gab es schon vor der Pandemie“, betonte Swantje Seismann-Petersen, stellvertretende Vorsitzende des DBfK Nordwest. „Er hat sich dahingehend verschärft, dass heute bundesweit rund 200.000 Pflegefachpersonen fehlen. Infolge der zu erwartenden Renteneintritte wird es 2030 voraussichtlich eine halbe Million sein. Diesem Mangel wird die ebenfalls gestiegene Zahl Pflegebedürftiger gegenüberstehen, die dann bei schätzungsweise 6 Millionen liegen dürfte. Allein aus diesen Zahlen resultiert ein enormer Handlungsdruck.“

Fehlendes Personal hat Einfluss auf die Arbeitsbedingungen, die zum Teil ohnehin schon strukturell schwierig bzw. prekär sind. Dazu gehören z.B. die Wochenend- und Nachtdienste, die Arbeitsverdichtung durch mehr Patient:innen mit komplexen Krankheitsbildern, Überstunden und Einspringen, wenig verlässliche Dienstpläne, zunehmende Bürokratie, fehlende Anerkennung in den Betrieben und eine häufig nicht angemessene Vergütung.

„Personalmangel und schwierige Arbeitsbedingungen bedeuten für die einzelne Pflegefachperson im Alltag, dass sie dem Auftrag und Wunsch nach individueller, Person-zentrierter Pflege nicht nachkommen kann“, so Swantje Seismann-Petersen weiter. „Wenn ethische und handlungsleitende Prinzipien im beruflichen Alltag ständig über Bord geworfen werden müssen, führt das zu Moralischem Stress. Der wiederum verursacht Frustration, emotionale Erschöpfung und Schuldgefühle, bis hin zu Depressionen und Burnout. Am Ende kann es dann eine Frage des Selbstschutzes sein, den Beruf zu verlassen.“

Für eine fundamentale Verbesserung der kritischen Lage sieht der DBfK die Umsetzung folgender Forderungen als unerlässlich an:

  • Die Anerkennung der professionellen Pflege als Heilberuf insgesamt und ihre konsequente Einbeziehung in Entscheidungen im Gesundheitssystem.
  • Eine leistungs- und verantwortungsgerechte Ausgestaltung der Vergütung sowie eine im Arbeitsalltag spürbare Verbesserung der Rahmenbedingungen.
  • Verbindliche Regelungen für die Personalbesetzung in allen pflegerischen Bereichen, die Unterstützung und Verbesserung der neuen, generalistischen Ausbildung sowie die Förderung der Akademisierung – nicht zum Selbstzweck für die Berufsgruppe, sondern um eine adäquate pflegerische Versorgung zu gewährleisten.

„Eine qualitativ gute pflegerische Versorgung der Bevölkerung nach ethischen Grundsätzen liegt Pflegefachpersonen nicht nur in Hamburg und Deutschland, sondern überall auf der Welt am Herzen“, beschließt Swantje Seismann-Petersen ihre Dankesworte. „Heute denken wir besonders an unsere Kolleg:innen in der Ukraine, die dort unter den Bedingungen des Krieges großartige Arbeit leisten. Aus diesem Grund unterstützen wir mit dem Preisgeld der Auszeichnung die Kampagne #NursesforPeace des International Council of Nurses (ICN), des Weltbundes der Pflegenden, und damit die Kolleg:innen in der Ukraine.“

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