DBfK Südwest: Frau Dr. Hammerschmidt, der Studiengang Advanced Practice Nursing ist ein Weiterbildungsstudiengang. Wie ist das Studium aufgebaut?
Judith Hammerschmidt: Der berufsbegleitende Masterstudiengang Advanced Practice Nursing (APN) ist für viele Pflegefachpersonen ein möglicher Schritt, um ihre Expertise in der direkten Versorgung weiter auszubauen, ganz im Sinne einer eigenständigen, professionellen Pflegepraxis. Er richtet sich an Pflegefachpersonen mit einem ersten Hochschulabschluss in Pflege und mindestens zwei Jahren Berufserfahrung.
Das Studium ist modular aufgebaut und erstreckt sich über vier Semester. Didaktisch arbeiten wir im Flipped Classroom-Konzept: Die Studierenden bereiten Inhalte eigenständig vor, die dann in Seminaren, Lerngruppen und Sprechstunden gemeinsam vertieft werden. Einzigartig ist auch, dass wir Themen der Patient:innensicherheit longitudinal, über alle Module hinweg lehren. Ergänzt wird das Online-Studium durch eine fünftägige Präsenzphase pro Semester, in der die Studierenden sich kennenlernen und intensiv mit uns in Gruppen vor Ort arbeiten.
Neben den theoretischen Inhalten werden die Studierenden in ihren Praxisprojekten individuell begleitet. Ziel ist es, komplexe Versorgungssituationen evidenzbasiert zu erforschen und innovative Versorgungslösungen im eigenen Fachbereich zu gestalten. So lässt sich das Studium flexibel an die persönlichen und beruflichen Lebenssituationen anpassen.
Wie sieht die Konzeption des Studiengangs aus?
Wir orientieren uns bewusst am internationalen Rollenprofil von Advanced Practice Nurses und integrieren die Empfehlungen des WHO Global Patient Safety Action Plan. Im Fokus stehen die personenzentrierte Versorgung von Patient:innen und Angehörigen, die Förderung interprofessioneller Zusammenarbeit sowie die systematische Weiterentwicklung der Pflegepraxis, auch durch gemeinsame Forschung.
Ein zentrales Element ist auch das begleitende Mentoring während des gesamten Studiums. Es unterstützt die individuelle Rollenentwicklung der zukünftigen APNs während des Studiums und sorgt für eine gute Verzahnung von Theorie und Praxis.
Welches sind mögliche spätere Einsatzfelder der Studierenden?
Unsere Absolvent:innen finden Einsatzmöglichkeiten in allen Bereichen der spezialisierten Pflegeversorgung – sei es in der Betreuung chronisch erkrankter Menschen, im Case- und Caremanagement oder in der Versorgungskoordination, insbesondere auch im ambulanten Bereich. Modellprojekte in Deutschland zeigen bereits jetzt: APNs tragen maßgeblich zur Verbesserung von Versorgungsergebnissen bei und entlasten multiprofessionelle Teams.
Aktuell gibt es laut DBfK rund 300 bis 400 ausgebildete APNs in Deutschland und die Tendenz ist stark steigend. Der Bedarf an qualifizierten Pflegeexpert:innen wächst, und es werden zunehmend Stellen ausgeschrieben.
Mit welchen Kosten müssen die Studierenden rechnen?
Die Studiengebühren betragen ca. 2.500 Euro pro Semester. Durch verschiedene Förderungen / Stipendien für berufliche Weiterbildung und auch durch das starke Interesse der Arbeitgeber bestehen gute Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung. APN werden gesucht und gebraucht.
Zur Person:
Dr. Judith Hammerschmidt ist Pflegewissenschaftlerin und Versorgungsforscherin. Sie koordiniert die Entwicklung und Umsetzung des Weiterbildungsstudiengangs Advanced Practice Nursing an der Universität des Saarlandes. Mit ihrer langjährigen Erfahrung in klinischer Pflegepraxis, Patientensicherheitsforschung und akademischer Lehre verfolgt sie das Ziel, die Rolle akademischer Pflegefachpersonen in der direkten Versorgung nachhaltig zu stärken.
Übrigens:
DBfK-Mitglieder können die persönliche berufliche Entwicklungsberatung des DBfK in Anspruch nehmen.