DBfK aktuell - Juli 2025

Pflege verbindet weltweit: Starke deutsche Präsenz beim ICN-Kongress

Es war ein ICN-Kongress mit Rekordbeteiligung aus Deutschland: Sowohl bei den Kongress-Teilnehmenden, als auch was die fachliche Präsenz in den Sessions betraf. Die deutschen Teilnehmenden trafen vom 9. bis 13. Juni in Helsinki auf Kolleg:innen aus mehr als 130 Mitgliedsverbänden des International Council of Nurses (ICN) – insgesamt waren es mehr als 7.000 Teilnehmende aus der ganzen Welt.

Der Kongress startet immer mit dem Auftritt der nationalen Pflegeverbände: Eine eindrucksvolle Veranstaltung, in der nacheinander Verteter:innen aus allen teilnehmenden ICN-Mitgliedsverbänden über die Bühne des großen Plenarsaals einziehen und vom Publikum bejubelt werden – viele in typische Trachten gekleidet, die die kulturelle Vielfalt zum Ausdruck bringen. Für den DBfK liefen Präsidentin Vera Lux, Vizepräsidentin Elizabeth Tollenaere und Bundesgeschäftsführerin Bernadette Klapper unter großem Applaus über die Bühne. Den Abschluss bildete der gastgebende finnische Pflegeberufsverband.

ICN-Präsidentin Pamela Cipriano und ICN-Geschäftsführer Howard Catton eröffneten den Kongress, der unter dem Motto „Nursing Power to Change the World“ stand. Cipriano betonte auch mit Bezugnahme auf ihr Präsidentinnenmotto „Einfluss“, dass Pflegefachpersonen Macht brauchen, um ihren Einfluss geltend machen zu können. Nur so ließen sich die für eine bessere Gesundheitsversorgung notwendigen Veränderungen vorantreiben sowie soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit gewährleisten. „Wir alle verfügen über Fachkompetenz durch unser Wissen: Wir können das als eines der wichtigsten Instrumente nutzen, um Veränderungen zu erreichen. Und wir werden den Menschen auf der ganzen Welt weiterhin unseren enormen Wert demonstrieren, damit wir unser Ziel erreichen: Wir wollen von unsichtbar zu unverzichtbar werden“, so Cipriano.

Blick in den großen Plenarsaal des Kongresscentrums in Helsinki. Hier fanden die Hauptsesseions des Tages statt.
Blick in den großen Plenarsaal des Kongresscentrums in Helsinki. Hier fanden die Hauptsesseions des Tages statt.

In der ersten Plenarsession des Kongresses unterstützte dieses Anliegen auch die ehemalige Premierministerin Neuseelands Helen Clark – seit jeher eine Unterstützerin der professionellen Pflege. Sie unterstrich, wie wichtig es ist, dass beruflich Pflegende eine Führungsrolle beanspruchen. Unerlässlich dafür ist es, sich zu organisieren: Nur so lassen sich Stärke, Macht und Einfluss herstellen – und letztlich ausüben.

Interessante Begegnungen und tolle Gespräche

Ein inhaltliches Highlight des Kongresses war die Veröffentlichung der neuen Definitionen von „Pflege“ und „Pflegefachperson“, mit denen ein modernes, international anschlussfähiges und professionsgeleitetes Verständnis von Pflege etabliert werden soll.

Der Kongress umfasste ein umfangreiches wissenschaftliches Programm, das den Teilnehmenden viele Möglichkeiten bot, sich über neue fachliche Trends und Innovationen zu informieren, sich mit Kolleg:innen weltweit aus dem eigenen Arbeitsbereich zu vernetzen und auch professionell Pflegende aus anderen Disziplinen kennenzulernen. Tolle Begegnungen und Gespräche kamen so zustande. „Ich bin total geflasht“ war eine der häufigsten Aussagen der DBfK-Mitglieder in den Helsinki-Tagen. Fast 100 deutsche Teilnehmende waren dabei, darunter z. B. auch etliche Mitglieder der Jungen Pflege im DBfK sowie ein ganzer Studienkurs der Pflegewissenschaft der Universität Tübingen unter Leitung von Prof. Cornelia Mahler. Mit Anja Katharina Peters lässt uns eine Teilnehmende an ihrer möglichst klimaschonenden An- und Abreise teilhaben. 

Deutsche Beiträge im Kongressprogramm

Die vielfältige und engagierte Arbeit der professionellen Pflege in Deutschland wurde auch in den Kongress-Sessions sichtbar. Swantje Seisman-Petersen, Vorstandsmitglied des DBfK Nordwest, sprach für das ifp Köln über Führungsanforderungen in der Primärversorgung. DBfK-Bundesvorstandsmitglied Lina Gürtler diskutierte auf dem Podium in einer Session der Studierendenvereinigung ENSA über das Engagement für die kommende Generation der beruflich Pflegenden – nach einer Rede mit starken Impulsen von Tim Mitnik.

Peter Tackenberg, stellv. DBfK-Bundesgeschäftsführer, erläuterte neue Standards in der Pflegedokumentation der DACH-Region.
Peter Tackenberg, stellv. DBfK-Bundesgeschäftsführer, erläuterte neue Standards in der Pflegedokumentation der DACH-Region.
Lina Gürtler, Mitglied des DBfK-Bundesvorstands, in einer Session der Studierendenvereinigung ENSA. Sie disktutierte über das Engagement der jungen Pflegenden.
Lina Gürtler, Mitglied des DBfK-Bundesvorstands, in einer Session der Studierendenvereinigung ENSA. Sie disktutierte über das Engagement der jungen Pflegenden.

Jorun Thoma (Uni Freiburg) präsentierte Erkenntnisse zur Patientensicherheit in der Notaufnahme, Tobias Becker (FH Münster) sprach über Advanced Practice Nursing und Raphael Ohms zu Community Health Nursing. Die Mitarbeitenden des DBfK Nordwest, Stefan Schwark und Marina Kauer, stellten die Entwicklung und Umsetzung des DBfK-Zertifikatskurses Social Media Nurse® vor, der beruflich Pflegende zu ethisch reflektierten und professionellen Darstellungen in den sozialen Medien befähigt.

Miriam Peters, Johannes Oeser (beide Frankfurt University of Applied Sciences) und Susanne Scheck stellten die Entwicklung eines Ausbildungsmoduls nach dem ICN-Kompetenzrahmen in der deutschen Pflegeausbildung für Katastrophen- und Zivilschutz vor. Peter Tackenberg, stellv. Bundesgeschäftsführer, erläuterte mit ICNP® und SNOMED CT neue Standards in der Pflegedokumentation der DACH-Region.

Tobias Becker von der FH Münster referierte über Advanced Practice Nursing (APN) aus der Perspektive des Pflegemanagements in Krankenhäusern.
Tobias Becker von der FH Münster referierte über Advanced Practice Nursing (APN) aus der Perspektive des Pflegemanagements in Krankenhäusern.

Zusätzlich war rund um den Kongress eine vom DBfK organisierte und vom Bosch Health Campus geförderte Studiengruppe von Community Health Nurses in und um Helsinki unterwegs, die sich neben dem Kongressprogramm bei verschiedenen Vor-Ort-Besuchen Innovationen im finnischen Gesundheitssystem erklären und zeigen ließen.

Deutschland braucht strukturelle Investitionen in Pflegewissenschaft

Bei aller Kongresseuphorie und allen positiven Entwicklungen in vielen Fachbereichen: Deutlich wurde auch, dass Deutschland im internationalen Vergleich in einigen pflegerischen Bereichen nach wie vor Entwicklungsland ist. Zum Beispiel in der Digitalisierung, eines der beherrschenden Themen auf dem Kongress – die Palette reichte von Künstlicher Intelligenz über digitale Terminologie bis hin zu standardisierten Pflegeplänen. Klar wurde: Pflege war und ist längst kein rein praktisches Berufsfeld, sondern gestaltet den technologischen Fortschritt im Gesundheitswesen aktiv mit. Ein Blick ins Ausland zeigt, wie das funktionieren kann. An der University of Hong Kong (PolyU) wurde beispielsweise im Februar 2024 ein STEM-Lehrstuhl (Science, Technology, Engineering, Mathematics) für die Pflegewissenschaftlerin Prof. Janelle Yorke eingerichtet, der sich gezielt mit der Schnittstelle von Pflege, Technologie und Datenwissenschaft beschäftigt. Hier werden große Mengen an Patient:innendaten genutzt, um pflegerische Phänomene zu erforschen, Interventionen zu bewerten und ihre Auswirkungen auf Versorgung und Behandlungserfolge messbar zu machen.

Während solche Strukturen international gezielt aufgebaut und finanziert werden, ist die Situation in Deutschland eine andere: Drittmittelprojekte bleiben oft Einzelinitiativen, dauerhafte Professuren sind rar, und es fehlt an einer langfristigen finanziellen Förderung, auch in der Grundlagenforschung. Das bremst nicht nur die Forschung, sondern verhindert auch, dass wichtige Erkenntnisse in der Praxis ankommen. Die neue ICN-Definition zum pflegerischen Berufsfeld bezieht sich zudem ausdrücklich auf wissenschaftliche Fundierung des beruflichen Handelns. Will Deutschland den Anschluss nicht verlieren, braucht es dringend strukturelle Investitionen in die Pflegewissenschaft.

Redkordbeteiligung: Viele DBfK-Mitglieder ...
Redkordbeteiligung: Viele DBfK-Mitglieder ...
... waren in Helsinki vor Ort.
... waren in Helsinki vor Ort.

Vernetzung der DBfK-Mitglieder

Eine schöne Gelegenheit für eine Zusammenkunft und einen gemeinsamen Austausch bot der DBfK seinen Mitgliedern am Abend des vorletzten Tages mit einer Verabredung zum Umtrunk. Es war der Moment eines gemeinsamen Fotos und die Möglichkeit, die vielen persönlichen Erlebnisse und Eindrücke zu teilen. Die Kolleg:innen waren sich einig: Sie alle konnten viel Begeisterung und Motivation mit zurück nach Hause nehmen.

Die ICN-Mitgliederversammlung.
Die ICN-Mitgliederversammlung.

Nächster Kongress: Taipeh 2027

Zum Abschluss des Kongresses gab es am Freitag, 13.6. die Staffelstabübergabe an der Spitze des ICN: Die Amtszeit von Präsidentin Pamela Cipriano endete nach vier Jahren mit dem ICN-Kongress. Die Generalversammlung hatte bereits am Wochenende zuvor ihren Nachfolger sowie den neuen Vorstand gewählt: Neuer Präsident ist der Spanier José Luis Cobos Serrano. 

Und schließlich verkündete Howard Catton den Ort des nächsten ICN-Kongresses: 2027 wird er vom 8. bis 11. Juli in der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh stattfinden. Für Pflegefachpersonen aus Deutschland ist die Reise natürlich aufwändiger als nach Finnland – aber dennoch: Es lohnt sich, einmal bei diesem internationalen Pflege-Großereignis dabei zu sein.

(IKR/PT/BK)

Online-Treffen: Was nehmen wir mit vom ICN-Kongress?

Am Montag, 14.7. von 18-19.30 Uhr bieten wir ein Online-Treffen an: Wir wollen uns über den Kongress austauschen und gemeinsam besprechen, was wir vom ICN-Kongress mitnehmen.

Teilnehmen können alle DBfK-Kongressbesucher:innen sowie weitere Interessierte, die nicht dabei sein konnten.

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