International ist die Schulgesundheitspflege schon sehr lange etabliert, in Deutschland ist sie zunehmend im Kommen. Das Tätigkeitsfeld ist vielfältig: Schulgesundheitspflegende versorgen Kinder bei akuter Erkrankung, leisten erste Hilfe bei Unfällen und unterstützen chronisch kranke und/oder behinderte Kinder. Sie informieren und beraten, sowohl Kinder als auch Eltern und Lehrende. Die Versorgung und Anleitung von Kindern und Jugendlichen, die z. B. an Diabetes, Asthma oder Allergien leiden, gehört zu ihrem Alltag. Auch die Planung gesunder Mahlzeiten oder Bewegungsförderung können Aufgaben sein.
Schulgesundheitspflegende sind spezialisierte Pflegefachpersonen, die sich an Grund- und weiterführenden Schulen um Gesundheitsversorgung, Gesundheitsförderung und Prävention der Kinder kümmern. Mit ihnen lassen sich bessere Lernbedingungen gestalten und sie unterstützen die individuelle Entwicklung der Schüler:innen. Vor allem aber sind Schulgesundheitspflegende Vertrauenspersonen und in der Schule die ersten Ansprechpartner:innen für die Kinder mit ihren kleinen und großen Problemen.
Ein Hinweis zu den Begriffen: Als Berufsbezeichnung werden verschiedene Begriffe verwendet. International und auch an den internationalen Schulen in Deutschland heißen sie School Nurses oder School Health Nurses. In Deutschland werden synonym überwiegend die Begriffe Schulgesundheitspflegende bzw. Schulgesundheitspfleger:innen und Schulgesundheitsfachkraft (SGKF) genutzt, manchmal auch die englische Bezeichnung.
Die TransMIT GmbH und die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) setzen in dem dreijährigen Projekt „Qualitätssicherung in der Schulgesundheitspflege“ (2023-2026) ein Dokumentations- und Managementsystem um. Das Projekt wird vom Bosch Health Campus der Robert Bosch Stiftung gefördert. Der DBfK ist im Projektbeirat vertreten.
Das System "SH Pro" ermöglicht den Schulgesundheitspflegenden die
Dokumentation der täglichen Arbeit sowie schulspezifische Analysen, um
die Angebote für die Schüler: innen zu evaluieren und zu verbessern. Als
Modellregionen für die erste Umsetzung sind die Länder Hessen und
Rheinland-Pfalz vorgesehen.
Es gibt in Deutschland (noch) keinen einheitlichen Weg, sich als Schulgesundheitspflegende zu qualifizieren. Vor allem die Bundesländer Brandenburg, Hessen, Bremen, Hamburg, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Berlin sind dabei, Schulgesundheitspflegende zu etablieren. Weitere Bundesländer prüfen die Umsetzung eigener Modellprojekte.
In der Praxis zeigt sich, dass neben Kenntnissen in der Pflege zusätzliche Kenntnisse in Pädiatrie, Notfallversorgung, Public Health und Gesundheitsförderung für den gelingenden Einsatz in den Schulen hilfreich sind.
Ein Curriculum als
Grundlage für die Weiterbildung zur Schulgesundheitsfachkraft wurde entwickelt (Herausgeber: AWO Potsdam).
Die Evangelische Hochschule Darmstadt (EHD) bietet eine Weiterbildung zur Schulgesundheitsfachkraft auf Basis eines evaluierten Curriculums mit einem international anerkannten Zertifikat an.
Die berufliche Einstiegsqualifikation ist in Deutschland nicht einheitlich geregelt. In einigen Bundesländern, wie z. B. Hessen und Rheinland-Pfalz ist eine Pflegeausbildung mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung mit der zusätzlichen Weiterbildung an der EHD Voraussetzung für den Einsatz als Schulgesundheitsfachkraft.
In anderen Ländern sind pflegebezogene Bachelor-Studiengänge in Public Health bzw. Gesundheitswissenschaften Voraussetzung, um in das Berufsfeld einzusteigen.
Die beiden Bundesländer sind die Vorreiter in Sachen Schulgesundheitspflege. 2017 begann die Praxisphase der Modellprojekte, seitdem sind Pflegefachpersonen an Schulen im Einsatz. Träger des Modellprojektes in Brandenburg ist die Arbeiterwohlfahrt AWO, Bezirksverband Potsdam e.V. In Hessen war die Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAGE e.V.) Projektträger.
Informationen zum Modellprojekt in Brandenburg
Informationen zum Modellprojekt in Hessen
Das Institut
für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Charité Universitätsmedizin Berlin hat
die beiden Modellprojekte evaluiert. Insgesamt haben die Modellprojekte so viel positive Resonanz erhalten, dass inzwischen weitere Schulen unabhängig
davon ihr Interesse
an Schulgesundheitspflegenden bekunden.
In Bremen werden seit dem Schuljahr 2018/2019 Fachkräfte für Prävention und Gesundheitsförderung in einem Modellprojekt eingesetzt. Voraussetzung als Gesundheitsfachkraft an Schulen (offizielle Bezeichnung: GefaS) tätig zu werden, ist die Pflegeausbildung (oder Hebamme) plus Bachelorstudium Public Health oder ein gleichwertiger Abschluss.
In Brandenburg sind 18 Schulgesundheitsfachkräfte an 21 Schulen tätig. Die Finanzierung wird von den jeweiligen Kommunen und Landkreisen übernommen. Träger ist die AWO Brandenburg, Bezirksverband Potsdam.
Derzeit sind 50 Schulgesundheitspflegende an weiterführenden Schulen in Hessen tätig. Anstellungsträger ist das Hessische Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen, die Umsetzung findet in enger Kooperation mit der HAGE e.V. statt.
In Rheinland-Pfalz werden Schulgesundheitsfachkräfte nach Abschluss einer Machbarkeitsstudie seit 2022 an Grundschulen eingesetzt. Aktuell sind insgesamt 26 Schulgesundheitsfachkräfte an 26 Grundschulen tätig. (Stand: April 2025). Die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) ist als Projektträgerin für die Implementierung der Schulgesundheitsfachkräfte an den Schulen verantwortlich. Die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation erfolgt über das Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik der Universitätsmedizin Mainz. Finanziert werden die Schulgesundheitsfachkräfte über das Ministerium für Bildung Rheinland-Pfalz.
Im DBfK organisieren und betreuen wir die Fachgruppe Schulgesundheitspflege. Organisiert ist hier ein Großteil der Schulgesundheitspflegenden aus den verschiedenen Bundesländern und von den internationalen Schulen. Sie nutzen den DBfK als Plattform zur Vernetzung, kollegialen Unterstützung und zum Erfahrungsaustausch.
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