01.06.2022
Bei der gestrigen Kabinettssitzung der baden-württembergischen Landesregierung hat der Ministerrat dem "Sofortprogramm Pflege – Ideenwettbewerb zum Wiedereinstieg und Verbleib im Pflegeberuf“ zugestimmt. Damit sollen Maßnahmen für den Wiedereinstieg und längeren Verbleib im Pflegeberuf bei Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gesammelt, prämiert und in der Breite bekannt gemacht werden.
„Der Ideenwettbewerb der Landesregierung zum Wiedereinstieg und Verbleib im Pflegeberuf ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung“ sagt Andrea Kiefer, Vorsitzende des DBfK Südwest e. V. „Dass er gegangen werden muss liegt aber daran, dass viele vorherige Schritte nicht oder zu zögerlich gemacht wurden“ so Kiefer weiter.
Die von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte und Anfang Mai veröffentlichte Studie ‚Ich pflege wieder, wenn…‘ ermittelte ein Potenzial von mindestens 300.000 Vollzeit-Pflegekräften in Deutschland, die durch Rückkehr in den Beruf oder Aufstockung der Arbeitszeit zusätzlich zur Verfügung stünden – wenn sich die Arbeitsbedingungen deutlich verbessern.
„Natürlich spricht nichts gegen neue Ideen und Best-Practice-Modelle. Allerdings haben viele Einrichtungen bereits diesbezügliche Programme aufgelegt, einige weitere werden sich durch den Ideenwettbewerb vielleicht dazu anregen lassen.“ so Kiefer weiter. Der Effekt werde jedoch ausbleiben oder schnell verpuffen, wenn die Rahmenbedingungen, die Pflegende zum Berufsausstieg veranlasst haben, nicht grundsätzlich angegangen würden. „Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Forderungen, die wir als Berufsverband der Politik immer wieder mit auf den Weg gegeben haben. Neben einem höheren Einstiegsgehalt gehören dazu auch die Umsetzung wissenschaftlich gestützter Personalbemessung, lebensphasengerechte Arbeitszeitmodelle, die Anerkennung der Kompetenz von Pflegefachpersonen und Mitbestimmungsrechte in politischen Gremien, um nur einige zu nennen“ erläutert Andrea Kiefer. „Wir betonen schon lange, dass Pflege nach Corona eine andere sein muss als zuvor – ein Ideenwettbewerb wird dazu wohl nicht ausreichen.“