20.09.2024
Wie die pflegerische Versorgung der Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus sichergestellt werden kann, war das bestimmende Thema des DBfK Pflegetags Nordrhein-Westfalen, der am 19. September 2024 in Kooperation mit der Pflegekammer NRW und der Uniklinik Köln stattgefunden hat. Dabei weisen die von Bundesgesundheitsminister Lauterbach in einem Grußwort in Aussicht gestellten Gesetze zur Pflegekompetenz und zu Advanced Nursing Practice in die richtige Richtung.
„All diese Schritte sind überfällig“, betont
Martin Dichter, Vorsitzender des DBfK Nordwest. „Das ist genau das, was wir
seit Jahren fordern und was bis jetzt leider häufig im Projektstatus hängen
bleibt: die erweiterte Pflegepraxis im Sinne einer Advanced Nursing Practice. Wir
haben im Lauf dieses Pflegetags durch die Vorstellung einiger wichtiger Projekte
des Instituts für Pflegewissenschaft (IfP) eindrücklich erfahren, wie positiv sich
der Einsatz hoch qualifizierter Pflegeexpert:innen zum Wohl der Menschen mit
Pflegebedarf auswirkt, etwa in der Versorgung von Menschen mit kognitiven
Beeinträchtigungen oder auch in der Primärversorgung von älteren Menschen mit
chronischen Erkrankungen. Schon aus demografischen Gründen kommen wir gar nicht
darum herum, insbesondere die Primärversorgung neu zu denken.“
Wie die Pflegevorausberechnungen des Statistischen Bundesamts 1) zeigen, wird die Zahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland allein durch die zunehmende Alterung bis 2055 um 37 % zunehmen, von rund 5,0 Millionen Ende 2021 auf etwa 6,8 Millionen im Jahr 2055. Schon 2035 dürfte ein Plus von 14 % mit etwa 5,6 Millionen Pflegebedürftigen erreicht sein. Im selben Jahr werden laut einer Studie 2) der Robert-Bosch-Stiftung aus dem Jahr 2021 rund 11.000 Hausarztstellen unbesetzt sein, fast 40 Prozent der Landkreise werden unterversorgt oder von Unterversorgung bedroht sein.
„Diese Zahlen verdeutlichen, dass wir es uns in Deutschland nicht länger leisten können, das Potenzial von Pflegefachpersonen unzureichend zu nutzen“, so Martin Dichter. „Es braucht nun wirksame regulatorische Reformen, damit Pflegefachpersonen auch in Deutschland endlich zusätzliche heilkundliche Aufgaben eigenverantwortlich ausüben können und diese auch entsprechend vergütet werden. Wir erwarten, dass die Landesregierung NRW sich dafür einsetzt und sehen sie auch in der Verantwortung, entsprechende Studiengänge kurzfristig zu etablieren und eine langfristige Finanzierung sicherzustellen. Nur so werden künftig ausreichend Pflegeexpert:innen zur Verfügung stehen.“
1) Zur Pflegevorausberechnung von den Destatis
2) Zur Studie der Robert-Bosch-Stiftung „Gesundheitszentren für Deutschland. Wie ein Neustart in der Primärversorgung gelingen kann“