Tag der Pflegenden: Weihnachten ist nicht Ostern

Am 12. Mai feiert die Welt die professionell Pflegenden. Nur Deutschland feiert ein anderes Fest. Der DBfK Nordost fordert mehr Anerkennung für den Pflegeberuf.

06.05.2025

Seit mehr als 50 Jahren begeht der „International Council of Nurses“ am Geburtstag von Florence Nightingale den „International Nurses Day“, den Tag der Pflegenden. Auch in Deutschland geht es am 12. Mai um wichtige Themen – aber oft nicht um die Profis, die Pflege erbringen.

Mehrere große Wohlfahrtsverbände haben dieses Jahr im Vorfeld des „International Nurses Day“ eine Petition gestartet. Darin fordern sie, pflegende Angehörige abzusichern, Pflegebedürftige und ihre Angehörigen zu unterstützen sowie die Finanzierung der Versorgung zu sichern.

„Das sind ohne Frage wichtige Anliegen“, so Johannes Wünscher, Vorsitzender DBfK Nordost. „Aber wie so oft in Deutschland übersieht die Petition diejenigen, um die es am ‚International Nurses Day“ geht – die professionell Pflegenden. Das hat hierzulande leider Tradition. Und diese Tradition hat viel mit dem gleichzeitig beklagten Pflegenotstand zu tun.“

Der DBfK Nordost lädt am 12. Mai zu einer Diskussion über „Weltklassepflege für Deutschland“. Denn zwischen Anspruch und Wirklichkeit besteht hierzulande oft eine Kluft wie auch zwischen punktuellem Applaus und echter Anerkennung. Auf dem Podium sitzt unter anderem Bryan Robles, Pflegefachmann am Deutschen Herzzentrum der Charité in Berlin mit einem Master of Science in Nursing aus den Philippinen.

„Der Weg zur Anerkennung meiner beruflichen Qualifikation in Deutschland war mühsam. Und auch allgemein merke ich, dass Pflegefachmann zwar eigentlich ‚Nurse‘ bedeutet, aber auf Deutsch einen ganz anderen Klang hat“, so Robles. „Deswegen fühle ich mich traurig, wenn uns auch noch der ,Nurses Day weggenommen wird. Laienpflege und pflegende Angehörige sind total wichtig. Aber Weihnachten ist ja auch nicht Ostern.“

Gerade bei den am höchsten qualifizierten Spezialist:innen in der Pflege erwartet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in den kommenden Jahren eine deutliche Verschärfung der Fachkräftesituation. Gleichzeitig entscheiden sich viele internationale Pflegefachpersonen „bei langwierigen Anerkennungsprozessen sogar gegen die Fortsetzung ihres Anerkennungsvorhabens und bleiben weiterhin als Pflegehilfskräfte tätig“ – es handelt sich also keinesfalls nur um ein subjektives Problem (vgl. https://doku.iab.de/forschungsbericht/2024/fb2224.pdf, Seite 18 & 25).

Und betroffen sind nicht nur internationale Kolleg:innen, sondern auch motivierte einheimische Pflegefachpersonen. Die international übliche eigenständige Ausübung von Heilkunde – zum Beispiel bei der Wundversorgung – durch Pflegefachpersonen ist in Deutschland erst in Ansätzen möglich. Die vom Wissenschaftsrat seit langem geforderte Akademisierung des Pflegeberufs kommt nur langsam voran, von der beruflichen Selbstverwaltung durch Pflegekammern ganz zu schweigen. Auch das skandinavische Erfolgsmodell Gemeindegesundheitspflege (Community Health Nursing) hangelt sich hierzulande von Modellprojekt zu Modellprojekt, weil das maximal hierarchische deutsche Gesundheitssystem derlei einfach nicht zulässt.

Florence Nightingale (12.5.1820 – 13.08.1910) hat im 19. Jahrhundert in England die moderne Gesundheits- und Krankenpflege begründet. Vor allem Agnes Karll brachte ihre Ideen und Standards nach Deutschland. Sie gründete 1903 die Organisation, aus der später der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hervorging.

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, wie z.B. Schriftarten, Karten, Videos oder Analysewerkzeuge, welche alle dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Weitere Informationen zu den von uns verwendeten Diensten und zum Widerruf finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Ihre Einwilligung dazu ist freiwillig, für die Nutzung der Webseite nicht notwendig und kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen werden.